Der Mehrwert den der Seiteninhalt einem Besucher vermittelt, dessen Wahrheitsgehalt, Aktualität, Umfang, thematischer Fokus wirken sich direkt auf den SEO-Erfolg aus. Auch Lesbarkeit und Textschwierigkeit beeinflussen die Suchmaschinen-Platzierungen. Dieser Beitrag stellt Verfahren vor, um die Lesbarkeit eines Textes formal zu bestimmen.
Der Lesbarkeitsindex (LESIX) ist ein Maß für die Verständlichkeit eines Textes. Er gibt an, wie leicht oder schwer ein Text für eine bestimmte Zielgruppe zu lesen ist. Formeln ermöglichen es, den Lesbarkeitsindex zu berechnen. Dieser Beitrag stellt gebräuchliche Formeln zur Berechnung des Lesbarkeitsindex vor.
Inhaltsverzeichnis
Wiener Sachtextformel (WSF)
Die Wiener Sachtextformel berechnet die Textschwierigkeit deutschsprachiger Texte. Sie bestimmt die Schulstufe, die ein Leser besitzen sollte, um einen Text zu verstehen. Die Skala beginnt bei Schulstufe 4 (sehr leicht) und endet bei Stufe 15 (sehr schwer).
Die Textschwierigkeit wird aus dem Verhältnis von Satzlänge, Wortlänge und Anteil ein- und mehrsilbiger Wörter berechnet. Ein WSF-Wert von 4 entspricht einem sehr leicht verständlichen Text, wohingegen der Wert 15 einen sehr schwer verständlichen Text bezeichnet. Es gibt vier Wiener Sachtextformeln.
WSF | Berechnung |
Erste WSF | WSTF₁ = 0,1935 x MS + 0,1672 x SL + 0,1297 x IW – 0,0327 x ES – 0,875 |
Zweite WSF | WSTF₂ = 0,2007 x MS + 0,1682 x SL + 0,1373 x IW – 2,779 |
Dritte WSF | WSTF₃ = = 0,2963 x MS + 0,1905 x SL – 1,1144 |
Vierte WSF [1] | WSTF₄ = = 0,2744 x MS + 0,2656 x SL – 1,1693 |
[1] im Hinblick auf die Jahrgangsstufe
- MS = Prozentanteil der Wörter mit drei oder mehr Silben,
- SL = mittlere Satzlänge (Anzahl Wörter)
- IW = Prozentanteil der Wörter mit mehr als sechs Buchstaben
- ES = Prozentanteil der einsilbigen Wörter
Flesch Reading Ease (Flesch-Index)
Der Flesch Reading Ease ist eine Formel zur Bestimmung der Lesbarkeit von Texten, die im Jahr 1948 von Rudolf Flesch an der Columbia University (New York, USA) entwickelt wurde. Sie misst, wie einfach oder schwierig ein Text für den durchschnittlichen Leser verständlich ist. Die Formel basiert auf der Anzahl der Wörter, Sätze und Silben in einem Text und gibt einen Wert zwischen 0 und 100 an. Höhere Werte bedeuten eine bessere Lesbarkeit. Niedrigere Werte deuten auf einen schwer verständlichen Text hin. Allgemein ist ein Wert von etwa 60 bis 70 empfehlenswert.
Die Flesch-Reading-Ease ist in ihrer Berechnung auf die englische Sprache abgestimmt: FRE = 206,835 – (1,015 x ASL) – (84,6 x ASW)
- ASL = durchschnittliche Satzlänge (Average Sentence Length): Anzahl der Wörter im Text geteilt durch die Anzahl der Sätze des Textes
- ASW = durchschnittliche Silbenanzahl pro Wort (Average Number of Syllables per Word): Silbenanzahl des gesamten Textes geteilt durch die Anzahl der Wörter im Text
Flesch-Wertenglisch | Lesbarkeit | Flesch-Index |
90-100 | sehr einfach | 5 |
80-90 | einfach | 6 |
80-80 | ziemlich einfach | 7 |
60-70 | Standard | 8-9 |
50-60 | ziemlich schwierig | 10-12 |
30-50 | schwierig | Hochschul-Niveau |
0-30 | sehr schwierig | Hochschul-Absolvent |
Wikipedia schreibt, dass Toni Amstad die Formel auf die deutsche Sprache übertragen konnte. Jedoch musste vor allem der Wortfaktor neu berechnet werden, weil deutsche Wörter häufig länger sind als englische, während die Sätze etwa gleich lang sind. Die Definition seiner Formel: FREdeutsch = 180 – ASL – (58,5 x ASW)
Eine Klassifizierung für die grobe Einordnung bezogen auf das Alter bzw. die Ausbildung in deutscher Sprache:
Flesch-Wertdeutsch | Lesbarkeit | Verständlich für |
90–100 | sehr leicht | 11-jährige Schüler |
80–90 | leicht | |
70–80 | mittelleicht | |
60–70 | mittel | 13–15-jährige Schüler |
50–60 | mittelschwer | |
30–50 | schwer | |
0–30 | Sehr schwer | Akademiker |
Flesch-Kincaid-Grade
Flesch-Kincaid transformiert den Flesch Reading Ease in die Anzahl der Schuljahre, die ein Leser benötigt, um einen Text zu verstehen.
Die Berechnung ist auf das US-amerikanische Schulsystem abgestimmt und nur bedingt in deutscher Sprache anwendbar. Im Vergleich zum Flesch-Index hat die Satzlänge einen größeren Einfluss. Allerdings ist bei beiden Formeln die Wortlänge ausschlaggebend.
Angenommene Jahrgangsstufe | Grad | Durchschnittliche Anzahl Wörter pro Satz | Durchschnittliche Anzahl Silben pro Wort | Score |
4 | sehr einfach | 8 oder weniger | 1.23 oder weniger | 90-100 |
5 | einfach | 11 | 1.31 | 80-90 |
6 | ziemlich einfach | 14 | 1.39 | 70-80 |
7/8 | Standard | 17 | 1.47 | 60-70 |
High School | ziemlich schwierig | 21 | 1.55 | 50-60 |
High School | schwer | 25 | 1.67 | 30-50 |
College | sehr schwer | 29 oder mehr | 1.92 oder mehr | 0-30 |
Gunning-Fog-Index
Der Gunning-Fog-Index ähnelt dem Flesch-Kincaid-Grade-Level stark. Er gibt ebenfalls die Anzahl der Schuljahre an, die ein Leser absolviert haben muss, um einen Text zu verstehen. Die Berechnung ist auf die englische Sprache und in seiner Interpretation auf das US-amerikanische Schulsystem abgestimmt. Die Formel für den Gunning-Fog-Index lautet:
- W = Anzahl der Wörter im Text
- S = Anzahl der Sätze im Text
- D = Anzahl aller Wörter im Text mit mindestens drei Silben
Online Editoren
Mit verschiedenen kostenpflichtigen Editoren kann man den Lesbarkeitsindex ermitteln, ohne eine Formel zu berechnen – wie grammarly oder ProWritingAid. Allerdings sind beide Anwendungen bisher nur in englischsprachige Sprache verfügbar.
Ich verwende gern den Hemingway Editor, den es als gratis Online App und als Desktop-Editor gibt. Hemingway unterstützt bei der Bewertung der Lesbarkeit unter Verwendung des Automated Readability Index (Info).
Hallo Jens,
schöner Beitrag. Eventuell ist das freie Flesch Index Berechnungstool für die Leser interessant: https://fleschindex.de/
Grüße
Peter